Wort zum Sonntag – 3. Advent

Published on 14 December 2025 at 22:39

Der dritte Adventssonntag – Gaudete, „Freut euch“ – war jahrzehntelang ein stiller Fixpunkt im Kalender: ein kurzer Moment des Aufatmens, Kerzenschein, brennender Tannenduft, eine vertraute Melodie aus der Kirchenbank. Ein Stück Heimat, das keiner großen Erklärung bedurfte, weil es in unserem Kulturraum selbstverständlich war.

Heute ist dieses Selbstverständnis brüchig geworden. Wir leben in einer Zeit, in der vieles, was einst tragende Säule unseres Zusammenlebens war, unter Druck geraten ist – nicht zwingend durch einen einzelnen Gegner, sondern durch eine Mischung aus Gleichgültigkeit, fehlender kultureller Selbstbehauptung und einer politischen Debatte, die die religiöse Identität lieber wegmoderiert als verteidigt. 

Wer seine Traditionen nicht pflegt, verliert sie schleichend. Und wer sie nicht schützt, riskiert, dass sie beschädigt werden.

Tatsächlich wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Kirchen in Europa Opfer von Vandalismus:
– Die Kirche Saint-Sulpice in Paris brannte 2019 nach Brandstiftung im Eingangsbereich.
– In Wien wurden mehrere Kirchen 2020 mutwillig beschädigt, Statuen umgeworfen, Altarräume verwüstet.
– In deutschen Städten kam es immer wieder zu Angriffen auf Friedhöfe, Kapellen und sakrale Kunstwerke, teils aus politischem Motiv, teils aus reiner Zerstörungswut.

Diese Vorfälle zeigen vor allem eines: Unsere religiösen Orte sind verwundbar – weil wir sie als Gesellschaft verwundbar gemacht haben.

Der dritte Advent stellt deshalb eine unbequeme Frage:
Wie ernst nehmen wir unsere eigenen Wurzeln noch?
Wo stehen wir als christlich geprägte Nationen, wenn wir aus Rücksicht, Konfliktangst oder kultureller Müdigkeit jene Werte nicht mehr sichtbar leben, die uns seit Jahrhunderten tragen?

Es geht nicht um Ausgrenzung anderer. Es geht darum, die eigene Identität nicht zu verschenken, weil man glaubt, das sei der Preis für ein modernes Miteinander. Stabile Gesellschaften entstehen nicht aus der Verdrängung ihrer Traditionen, sondern aus deren selbstbewusster Pflege.

Ihr Falk Richter

Falk Richter PhD
Wort Zum Sonntag 3 Advent Pdf
PDF – 5.7 MB 0 downloads

Add comment

Comments

There are no comments yet.