Deutschland, Einheits-Illusion und die Realität der Spaltung

Gedanken eines Auswanderers zum 3. Oktober 2025

3. Oktober – Tag der Deutschen Einheit? Ein persönlicher Blick aus der Ferne. 

Der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober steht erneut vor der Tür. Überall in Deutschland wird an diesem Datum die Überwindung der innerdeutschen Grenzen gefeiert – zumindest offiziell. Doch aus der Perspektive eines Auswanderers, der dem Land bereits 2017 den Rücken gekehrt hat, erscheint die Einheit 35 Jahre nach der Wende brüchiger denn je.

Deutschland: Zerrissen zwischen Ost und West

Die einstige Hoffnung auf ein wirklich geeintes Land wurde in den letzten Jahren von einer neuen Realität abgelöst. Die Kluft zwischen Ost und West – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich – ist nach wie vor spürbar. Für viele Menschen im Osten bleibt das Gefühl, Bürger zweiter Klasse zu sein, bestehen. Strukturelle Unterschiede, mangelnde Perspektiven und politische Unzufriedenheit verschärfen diese Polarisierung.

Rentenpolitik: Die Last der Jahre auf den Schultern der Älteren

Besonders dramatisch ist die Situation im Bereich der Rente. Nach einem oftmals 45-jährigen Arbeitsleben – zum Teil in körperlich anspruchsvollen Berufen wie etwa als Dachdecker oder auf dem Bau – stehen viele ältere Menschen in Deutschland vor dem Nichts. Die gesetzliche Rente reicht oft nur für das Nötigste. Währenddessen werden Politiker, die zum Großteil niemals in der freien Wirtschaft gearbeitet haben, nicht müde, über eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre zu diskutieren.

Realität ist: Die wenigsten können ihren Beruf bis ins hohe Alter überhaupt noch ausüben. Viele Dachdecker sind mit Mitte 50 körperlich am Ende. Die Idee, soziale und gesundheitliche Probleme einfach durch das Hinauszögern des Renteneintritts zu „lösen“, kommt einem politischen Offenbarungseid gleich. Es entsteht der Eindruck, dass ein „sozialverträgliches Ableben“ vor dem eigentlichen Rentenbezug ins Kalkül gezogen wird – eine traurige Insel der politischen Sprachlosigkeit und gesellschaftlichen Verantwortungslosigkeit.

Politische Zerreißproben: Migrationskrise und Identitätspolitik

Die politische Landschaft wirkt zersplittert und überfordert. Die Debatten um Migration zeigen: Die Altparteien haben keine überzeugenden Antworten auf die Herausforderungen der Integration und sozialen Kohäsion. Statt nachhaltiger Lösungen dominiert das Verschieben von Problemen – zum Nachteil der gesamten Gesellschaft. Populistische Parolen machen Stimmung, während an der Basis Unsicherheit wächst. Die etablierten Parteien wirken paralysiert, getrieben von lautstarken Interessengruppen aus allen Richtungen: LGBTQ-Bewegung, Antifa und andere Aktivisten geben oft den politischen Takt vor, während klassische Politik ratlos hinterherrennt.

Meine Reise – und der Blick zurück auf Deutschland

Als ich Deutschland im Mai 2017 verlassen habe, war der gesellschaftliche Diskurs bereits angespannt. Die Stationen in der Schweiz, Spanien und Portugal haben mir neue Horizonte eröffnet – Professionalisierung, Zusammenhalt, Lebensqualität und ein konstruktiverer Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen.
Nun, angekommen in meiner neuen Heimat Davao City, Philippinen, beobachte ich die Entwicklungen in Deutschland mit wachsender Sorge. Aus der Distanz erscheinen die Probleme nicht kleiner, sondern größer. Gerade der internationale Vergleich zeigt: Es geht auch anders.

Überforderung und Orientierungslosigkeit

Die Altparteien sind restlos überfordert, echte Visionen fehlen. Stattdessen wird Politik zur Getriebenen tagesaktueller Trends und lauter Protestgruppen, die oft mehr Aufmerksamkeit bekommen als die stillen Mehrheit der Bürger.

Mein Fazit zum 3. Oktober 2025

Deutschland feiert Einheit, doch die Wirklichkeit ist eine andere: Spaltung, politische Unsicherheit und verlorene Perspektiven prägen das Bild. Für mich als Auswanderer bleibt Hoffnung auf neue Ansätze, mehr Ehrlichkeit im Diskurs und vor allem den Mut, alte Denkmuster zu überwinden. Denn nur so kann Deutschland aus meiner Sicht wieder zu einer echten Einheit werden.


Wer sein Leben lang gearbeitet hat, verdient Respekt und Sicherheit – keine politischen Experimente auf Kosten derer, die das Land tragen.

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